Wutanfälle und Weinattacken

Wie umgehen mit Wutanfällen und unerklärte Weinattacken?

Warum wir manchmal nicht klar denken können.

  • Hast du dich schon einmal gefragt warum dein Kind dir nicht zuhört und nichts zu helfen scheint, wenn es schreiend am Boden liegt, weil es nicht noch das 3te Eis haben darf?
  • Es dein Kind scheinbar zum 100sten mal nicht versteht, dass es der Katze wehtut am Schwanz gezogen zu werden?
  • Hast du dich schon einmal gefragt warum du einfach nicht aufhören kannst zu schimpfen.
  • Du dich im Inneren fragst „warum sag ich das denn hier alles?“.
  • Wir uns vielleicht im Nachhinein verurteilen und es uns leid tut, was wir in der ‚Hitze des Gefechts“ unserem Partner alles an den Kopf schmeißen.

Es liegt an deinem Gehirn!

Wie unser Gehirn in Millionen von Jahren entstanden ist, das alle Teile miteinander verbunden sind und bestimmte Teile nicht ohne die anderen arbeiten können.

Lass mich versuchen zu erklären.  BrainEs gibt drei Hauptteile des Gehirns (sehr vereinfacht erklärt).

Zuerst das Stammhirn es ist der älteste Teil den wir mit Reptilien gemeinsam haben. Er ist zuständig für alle

  • Körperprozesse,
  • Atmung,
  • Herzfrequenz und Reflexe.

Der nächste Teil ist das „Limbische System“ unser emotionales und soziales Zentrum. Es arbeitet wie ein

  • Radarstrahl um Gefahr zu erkennen und dieses ans Stammhirn weiterzugeben, um den Flieh- und Kampf-Prozess einleiten zu können.
  • Weiterhin ist es das Kommunikationszentrum im Hirn das alle Teile verbindet.

Spürt dieser“ Radar-Teil“ des Gehirns keine Gefahr, kann es klar entscheiden! Wenn es sich verbunden fühlt mit den Menschen und der Umgebung, kann es „Alles klar“ Signale an den Dritten und den am weitesten entwickelten Teil des Denkhirns weitergeben.

Das Denkhirn (Präfrontale Kortex) kann nun optimal arbeiten. Hier sitzt die

  • Vernunft,
  • das logische Denken,
  • die Impulskontrolle,
  • das Urteilsvermögen und das
  • Kurzzeitgedächtnis.

Wenn das Denkhirn optimal arbeitet, kann sich das Kind daran erinnern, das es der Katze weh tut, wenn man an seinem Schwanz zieht. Das Kind kann kooperieren ist wissbegierig und lernt gut.  Wenn nun aber das „limbische System“ ‚Gefahr’ meldet, schaltet sich das Denk-Gehirn buchstäblich ab.

Das emotionale Zentrum im Gehirn speichert alle Gefühle die wir jemals gehabt haben. Es verbindet sie mit bestimmten Situationen und lagert sie im Langzeitgedächtnis ab.

Wenn wir nun in eine Situation geraten die eine geringe Ähnlichkeit (vielleicht auch nur im Entferntesten) mit einer früheren schmerzhaften Situation hat, wird das „limbische System“ mit Gefühlen überschüttet (die nichts mit der heutigen Situation zu tun haben).

  • Ein Kind das einmal eine schmerzhafte Spritze bekam, hat vielleicht Angst vor Nähnadeln.
  • Ein Junge der als Kleinkind von einem großen Hund angebellt wurde und heftig erschrak, hat vielleicht auch Angst vor einem Schoßhund

Das Gehirn nimmt eindeutig die Gefahr (die aus vergangenen Tagen) wahr und das Denkhirn wird abgeschaltet. Das Stammhirn wird angeregt, der Herzschlag wird kräftiger. Wir werden vorbereitet zu kämpfen oder um unser Leben zu rennen (alte Muster Angriff oder Flucht)

Durch diese selbständigen ablaufenden Reaktionen des Gehirns, ist es so schwierig in Streitgesprächen ruhig zu bleiben.

Daher ist es unmöglich einem schreienden, um sich schlagenden Kind etwas erklären zu wollen. Das Kind / der Erwachsene kann es nicht aufnehmen (verstehen) weil das logische Denken in diesem Moment nicht ordentlich funktioniert.

Was können wir denn tun?

Wenn wir das Gehirn verstehen, können wir mit dem Gehirn arbeiten. Es gibt einen eingebauten emotionalen Reparaturprozess.

Uns ist bekannt dass Worte in solchen Situationen nicht helfen. Der Teil des Gehirns der Worte versteht, funktioniert nicht richtig. Worte kommen nicht an und werden nicht verstanden. Das Kind in einem Wutanfall oder beim Weinen ist überflutet mit Gefühlen.

Es sind die heutigen Gefühle oder wahrscheinlich Gefühle aus der Vergangenheit, die im emotionalen Rucksack (limbisches Langzeitgedächtnis) aufgehoben wurden. (Trauma der Geburt, Erlebnisse unserer Kindheit)

Das „Limbische System“ ist wie gesagt wie ein Radar. Es nimmt nonverbale also körpersprachliche Signale auf. Außerdem scannt es auch die anderen Gehirne in seiner Umgebung. Unsere Gehirne sind energetisch miteinander verbunden, deshalb wissen wir oft was ein naher Mensch im nächsten Augenblick sagen oder tun wird.

Das „ limbische System“ versucht es herauszufinden um Anhaltspunkte zuhaben und Vergleiche zu finden.

  • Ist es sicher hier?
  • Bin ich nach wie vor geliebt?

Wenn wir Erwachsene bei einem Wutanfall oder einer Wein-Episode unseres Kindes ruhig bleiben können (eigene Balance im Gehirn), und mit unserer Ruhe dem „limbischen System“ des Kindes das „es ist alles ok Signal“ geben können

  • du bist sicher,
  • ich liebe dich
  • ich bleibe hier,
  • du bist nicht alleine mit diesen Gefühlen

kann das „limbische System“ des Kindes es erspüren und wieder in die Balance kommen.

Eines ist entscheidend, ein offenes Ohr und ein weites Herz zu haben, für alle Gefühle die das Kind nun ausschüttet. Denn solange sich unangenehme Gefühle im „limbischen System“ regen, kann es „nichts“ als „sicher“ erspüren.

Es ist sicher eine etwas ungewöhnlich Idee, einem Wutanfall oder einem Weinen einfach zuzuhören, obwohl wir es gewohnt waren sie zu stoppen. Vielleicht kommen in uns unangenehme Gefühle hoch die uns überschütten. Darüber zu reden ist notwendig. Wenn wir uns austauschen können, mit jemandem Vertrauenswürdigen, kannst du die innere Stärke aufbringen um deinem aufgebrachtem Kind zuzuhören.

Was passiert weiter im Gehirn?

Wenn nun diese Gefühle die das „limbischen System“ überflutet haben heraus sind, und das Kind deine Aufmerksamkeit wieder spüren kann, ist das eine enorme Erleichterung. Es ist buchstäblich eine Heilung. Unangenehme Gefühle brauchen nicht unterdrückt und gespeichert zu werden. Das Gehirn ist wieder aufnahmebereit, da das „Alles Klar-Signal“ der Großhirnrinde sendet: „es ist Zeit zum Lernen zu Kommunizieren und zu Kooperieren“. J

Bisherige Erziehungsrichtungen empfahlen in solchen Situationen eine „Aus-Zeit“ weg von einer Bezugsperson, meist in andere Räume (damit das Kind sich mal beruhigen kann!) Nach dem vorher berichteten Erkenntnissen, ist dies ungeeignet einem Kind wirklich zu helfen. Es bewirkt noch mehr Stress, bei dem ohnehin schon aufgebrachtem Kind. Das Gehirn braucht etwas anderes um wieder „Balance“ zu finden.

Das „Limbische System“ muss die Gefühle ausdrücken um wieder das Signal von der Umgebung (unsrem Gehirn) aufnehmen zu können. Dieser Ausdruck kann übers Weinen, Wüten, Schwitzen, Zittern, aber auch Lachen passieren.

Es ist ein wunderbarer Heilungs-Mechanismus!

Der besondere Nebeneffekt ist, das sich Eltern und Kinder näher kommen. Wir lernen unsere Kinder in emotionalen Höhen und Tiefen kennen. Ich sehe das als bedingungslose Liebe an. Liebe möchte ich meinem Kind geben und ihm vermitteln, dass alles ok ist. Es ist ein Teil von uns Menschen sich traurig zu fühlen und auch mal wütend zu sein. Gefühle gehören zu uns und wollen gehört werden, uns begleiten bei der Heilung und unsrem Wachstum.

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