Zuhör-Partnerschaften ein Konzept zur gegenseitigen Unterstützung von Eltern
Manchmal bin ich nicht ich selbst!
Ich höre mich meist an wie mein schlimmster Albtraum. Ich bin überfordert, kann mich nicht an Werkzeuge erinnern, die ich meinem Eltern-Rucksack habe und fühle mich als ob ich jeden und ganz besonders mein Kind anschreien möchte….
Ich sehe mein Kind als jemanden, der mir mein Leben schwer macht und will mich entweder in die nächste Ecke verkriechen oder schreiend weglaufen und nie nie nie mehr wieder mit diesem undankbaren schwierigen Kind etwas zu tun haben..
Mit der richtigen Unterstützung (Zuhör- Partnerschaft) kann ich klar denken, erinnere mich daran, dass alle Menschen und ganz besonders mein Kind meine Verbindung braucht. Dann kann ich flexibel darauf eingehen.
Ich sehe mein Elterndasein als Chance auf inneres Wachstum. Dadurch habe ich die Energie spielerisch mein entgleistes Kind wieder auf die Bahn und zur Kooperation zu lenken.
Ich kann aufmerksam und mitfühlend den Tränen zuhören und dem Wüten meiner Tochter Empathie entgegen bringen.
Mit der richtigen Unterstützung habe ich einen Platz um mich wieder aufzutanken, meinen Gefühlen Raum zugeben, werde gehört und getragen.
Unsere Gesellschaft ist nicht darauf ausgerichtet eine Unterstützung zu geben die wir als Eltern in dem oft stressigen Alltag und der emotionalen Arbeit mit unseren Kindern brauchen.
Oft leben wir in Kleinfamilien und sind auch in der Stadt viel zu oft isoliert von Anderen. Vielleicht wissen wir nicht welche Unterstützung wir überhaupt brauchen.
Zuhör Partnerschaften ist ein Werkzeug das „Hand in Hand“ lehrt. Ich halte es für ein essentielles Unterstützung-Werkzeug für Eltern. Mir hilft es enorm.
Es eine Möglichkeit sich aufzutanken, sich für eine kurze Zeit zu befreien, aus dem Alltag mit Kindern.
Für eine Zeit die Aufmerksamkeit von einem anderen Erwachsenen zu genießen, eine Aufmerksamkeit, die wir versuchen unseren Kindern zu geben.
Wir können nur weitergeben was wir selber in uns haben.
Somit ist die Zuhör-Partnerschaft eine prima Tankstelle für Geduld und Freundlichkeit. Eine Abladestelle für uns, für all die Gefühle und Worte die wir unser Kind lieber nicht hören lassen wollen.
Eine Tankstelle um unsere Batterien aufzufüllen, um wieder aus vollem Herzen geben zu können:
Wir Eltern geben unseren Kindern so viel, leisten emotionale und auch körperliche Schwerstarbeit.
- Denk an die vielen schlaflosen Nächte
- die Kinderwagen und Kinder die wir Treppenstufen hoch schleppen,
- die unendliche Geduld die wir aufbringen unserm Kleinkind zuzuschauen sich anzuziehen.
- Essen das wir zubereiten und unser Kind nicht mögen
Wo füllen wir uns auf?
- Wenn wir Glück haben leben wir mit unserm Partner zusammen und können einiges von der Last gemeinsam tragen.
- vielleicht haben wir sogar einmal in der Woche einen Abend frei und gehen aus mit einer Freundin
- Oder gehen einfach nur sehr früh ins Bett….
- Wir haben vielleicht Freundinnen die wir auf dem Spielplatz sehen und mit ihnen vielleicht 5 Minuten reden können, während wir Rotznasen wischen oder Stofftiere vorm Ertrinken retten.
Ist das genug für mein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Gemeinschaft?
Meiner Erfahrung nach nicht, wir brauchen es ganz besonders gesehen und gehört zu werden, da wir das so viel mit unseren Kindern machen.
Es gibt diesen Spruch: „Man braucht ein ganzes Dorf um ein Kind großzuziehen“. Hört sich vielleicht eigenartig an aber ich denke es ist wahr.
In unserer heutigen Gesellschaft haben wir kein Dorf. Warum erwarten wir, dass eine Person (meist die Mutter) all das Bedürfnis eines oder sogar mehreren Kindern gerecht werden kann?
Das ist verrückt! Das geht nicht!
Doch oft ist es leider Realität in heutigen Familien. Uns dies klar zu machen ist ein hilfreicher Schritt, wirklich zu sehen, dass wir manchmal Unterstützung brauchen.
Wir haben Kindergärten, Schulen und Tagesmütter die die Kleinen nehmen können aber haben wir jemanden für uns?
Jemand der da ist, wenn wir platzen vor Wut, vor Traurigkeit, Hilflosigkeit, Einsamkeit. Den überwältigenden Impulsen denen wir nicht folgen wollen?
Partner sind hilfreich, aber nach einem langen Tag der Arbeit und dann Zuhause noch die Kinder ins Bett bringen, wieviel Zeit bleibt da noch?
Wenn wir Glück haben können wir Zeit mit unserem Partner verbringen und uns als ein gutes Team fühlen. Aber vielleicht gibt es Dinge die er/sie nicht verstehen kann weil er/sie nicht so nahe am Geschehen ist.
Wir brauchen jemanden der einfach da ist, der keine eigene Agenda hat.
Nur Zeit hat da zu sitzen und zuhört, bei all dem was uns so beschäftigt. Das kann eine „Zuhör-Partnerschaft“ bieten.
Eine Abladestelle für Emotionen die uns hindern präsent und liebevoll zu sein:
Ich weiß nicht wie es dir geht (ich bin ein wenig ängstlich zu fragen) geht es dir manchmal so, das du das Muttersein hinschmeißen möchtest, auch wenn es nur für eine Sekunde ist?
- Wenn wir alle guten Vorsätze freundlich und liebevoll mit unserem Kind zu sein über Bord werfen
- das Kind einfach nur anschreien?
- wenn es all, wirklich all meine Kraft kostet nicht auszuflippen?
- Wenn wir diese Gefühle haben, wo hin damit?
- Wir wissen, dass es nicht gerecht ist, es an unseren Kindern auszulassen
- an unserm Partner/in, denn die können am wenigsten dafür.
- Was ist mit der Einsamkeit, der Trauer die wir vielleicht empfinden über die verlohende Unabhängigkeit nun, da wir Mutter oder Vater sind.
- Der Stress der damit verbunden ist, sich um ein anders menschliches Wesen zu kümmern?
- Die Unsicherheit und der Terror den wir vielleicht spüren wenn unsere Kinder aufwachsen und experimentieren
- wir nicht im Weg stehen wollen, doch uns Sorgen machen.
„Zuhör-Partnerschaften“ sind der Platz wo wir alles in einer warmen unterstützenden Umgebung ausdrücken können.
Hier können wir unsere Gedanken sortieren, die Kapazität unseres Gehirnes Lösungen zu finden, ist enorm.
Manchmal brauchen wir einfach nur die Zeit und den Platz alles auszudrücken, was uns bedrückt und dann… tatata sehen wir eine Lösung sternenklar.
Das ist der Zauber in der“ Zuhör-Partnerschaft“ das wir nicht wirklich jemanden haben ‚müssen’ der uns Ratschläge gibt. Sondern nur jemanden der da ist und den natürlichen Mechanismus im Gehirn unterstützt.
Jemand der zuhört, dich in dem „hält“ was da ist und an dich glaubt.
Eine Person die weiß, dass du die Kapazität hast, deine eigenen Lösungen zu finden. Der dir bedingungslos Liebe sendet und keine Agenda hat.
Nach einer „Zuhörsitzung“ sei nicht überrascht, dass es dir besser geht. Vielleicht war es unangenehm über Dinge die dich bedrücken zu sprechen, vielleicht auch wirklich schmerzhaft, die Tränen zu weinen die in deinem Herzen waren oder die wütenden Worte zu sprechen die in deinem Bauch hausten.
Nun sind sie raus und lassen mehr Raum für Freude, Liebe und Licht in deinem Leben. Deine Geduld kann wieder hervorkommen und klare Gedanken können in den Situationen kommen die vorher aussichtslos waren.
Zuhör Partnerschaft wie geht das?
Es sind 2 Menschen die Eltern sind. Sie treffen sich, telefonieren oder skypen eine vorher abgemachte Zeit, um sich gegenseitig abwechselnd unterstützend zuzuhören.
Es kann alles zwischen 5 Minuten bis zu 1 Stunde lang sein. Es kommt darauf an was ihr abmacht. Ich empfehle 30 Minuten für jede/n Zuhörer/in.
Hier eine vorgeschlagene Art und Weise zuzuhören.
- Gegenseitiger Respekt (ihr seit die Experten in eurem eigenen Leben- keiner ist Therapeut)
- Volle Aufmerksamkeit (durch die geschieht das Wunder und das Auftanken, nichts mehr ist nötig)
- Keine Ratschläge (jede kennt ihre eigene Lösung sie braucht nur die Zeit und deine Aufmerksamkeit diese in sich zu finden)
- Keine Unterbrechungen (wichtig im Denkprozess zu bleiben und dem Gedankenstrang zu folgen)
- Strenge Vertraulichkeit innerhalb der Zuhörzeit (nichts wird je an dritte weitergegeben)
Es ist ein Platz in dem Wunder geschehen.
Ich freue mich von dir zu hören, was du von dieser Idee hältst?
Ob du es schon mal aufprobiert hast und Fragen für dich aufkamen?
Herzlichst
Sarah