Eltern brauchen Unterstützung
Wenn wir Eltern werden, sind die meisten von uns voller Vorfreude aber vielleicht auch voller Angst, was so auf uns zukommt. Keiner kann uns wirklich darauf vorbereiten was es heißt Mutter oder Vater zu werden. Es ist ein Abendteuer, eine Entdeckungsreise in die Elternschaft. Ich meine es ist auch eine Reise uns selber mehr kennen zu lernen, zu wachsen aus- zureichen und uns Hilfe zu holen.
Kinder sind die besten Spiegel in unsere innere Welt. Wenn wir ausgeglichen sind, geht es unseren Kindern auch gut.
Sind wir aber innerlich beunruhigt, genervt oder gar stinksauer, geht es unseren Kindern meist nicht anders. Es kommt uns so vor, als würden unsere Kinder uns das Leben dann noch schwieriger machen.
Ich glaube Elternschaft ist ein großes Abenteuer mit großartigen Momenten, Regenbögen und Sternenstaub. Aber auch mit verdammt rutschigen Hürden und schrecklich wirkenden Tiefen, die wir als Eltern versuchen zu überbrücken.
Wenn uns der Kragen platzt, wir genauso klingen wie unsere Mutter oder Vater (wir uns aber geschworen haben, unser Kind niemals so zu behandeln wie wir das erlebt haben) verzweifeln wir manchmal.
Wir stehen vor unserer Tochter, die sich zum 1000sten male nicht anziehen will und wir erleben eine so überwältigende Hilflosigkeit. Diese lässt uns in Tränen ausbrechen, weil wir nicht wissen was wir tun sollen, um die Bedürfnisse nach Autonomie unseres Kindes nicht zu unterdrücken doch trotzdem das zu tun was wir im Alltag eben manchmal ‚müssen’.
Elternschaft ist ein Tanz zwischen „Unseren“ und den Bedürfnissen „unserer Kinder“. Wir geben das Beste, die Bedürfnisse unserer Kinder zu erfüllen.
Ringen aber auch damit unsere eigenen Bedürfnisse zu stillen.
Unsere Batterien sind schnell aufgebraucht und unsere Kinder brauchen uns so sehr.
Unsere Gesellschaft ist nicht darauf ausgerichtet, Eltern in der emotionalen Arbeit, die das Elternsein bedeutet, zu unterstützen.
Wenn wir beruflich eine neue Arbeit anfangen, gibt es grundsätzlich ein Training oder eine fachgerechte Ausbildung.
Die Arbeit als Eltern involviert so viel, es ist nicht nur, was wir physisch tagtäglich alles erledigen.
Nein, ich spreche von dem emotionalen Aspekt des Elterndaseins.
- nie war uns ein Mensch so nah und so abhängig von uns!
- nie war unsere Autonomie als Erwachsener so eingeschränkt!
- nie haben wir so tief und innig geliebt!
- nie waren wir so erschöpft und schlaflos!
- es gibt kein Training, keinen Urlaub, kein Geld und keinen Feierabend.
Wir haben von unseren Eltern und der Gesellschaft Kindererziehung gelernt. Oftmals möchten wir etwas anders machen, als zu diesen, sicherlich gut gemeinten, aber alten ausgedienten Strategien unserer Eltern zurückzugreifen.
- Wie können wir mit unseren Kindern leben ohne ihre Individualität und Autonomie zu erdrücken (Autoritäre Erziehung harsche Grenzen, wenig emotionale Nähe)
- Wie können wir aber auch hilfreiche, selbstsichere, und vor allen emotional gesunde Kinder in ein Erwachsenleben begleiten.
- Wie könne wir ohne unsere Bedürfnisse hinten anzustellen und ohne auszubrennen (antiautoritäre Erziehung, viel emotionale Nähe, sehr wenig Grenzen) das alles bewerkstelligen?
Wie gesagt es ist ein Tanz.
- Wir Eltern brauchen Unterstützung.
- Einen Platz wo wir uns die wunden Füße lecken, Dampf ablassen können und unsere Batterien auffüllen.
- Perspektive gewinnen können und uns entwirren.
- Wo wir frische Ideen und Werkzeuge erlernen.
- vor Allem sehen, dass wir unser Bestes geben.
Denn das tun wir immer, auch wenn uns der Kragen platzt, auch wenn wir hilflos da stehen und wir am liebsten wegrennen wollen…
Wir sind alle auf einer Reise und tanzen mal mehr, mal weniger elegant.
Manchmal wenn ich meine Tanzschritte temporär vergesse und nur auf den Füßen anderer herumtrample oder über meine eigenen Füße stolpere. Dann bemühe ich mich daran zu erinnern, dass ich mir Hilfe holen kann.
Ich kann mich an eine Freundin oder meine „Zuhör-Partnerin“ (Link zum Zuhör-Artikel) wenden und mich mal richtig auskotzen. Ich kann nur in Tränen ausbrechen und mich weich werden lassen. In den Zuhör-Sessions kann ich mein Herz wieder öffnen, meine Batterien auffüllen mit Aufmerksamkeit und Verständnis.
Einen solchen Moment hatte ich Gestern.
Tagsüber ging mir Maya so sehr auf den Keks, mir viel es schwer ruhig und gelassen zu bleiben. Mit ihrer fordernden Art und dem Gejammer und Gemeckere, ich hatte genug, ich war frustriert, und leer. An diesem Tag gab es Momente wo mir der Kragen platzte und ich laut wurde und Momente wo ich mich entschieden habe ihr Benehmen einfach zu ignorieren, was Maya und mir nicht wirklich weiter halft.
Mir helfen Zuhör-Partnerschaften (siehe Artikel), ich habe drei reguläre Skype oder Telefon-Termine in der Woche. Glücklicherweise hatte ich einen davon am gestrigen Nachmittag.
- Ich hatte 30 Minuten wo ich im Fokus war,
- ich hatte die ganze Aufmerksamkeit eines liebenden, verständnisvollen Erwachsenen.
- Sie hat mir zugehört wie ich meine Frustration und vor allem meine Hilflosigkeit geteilt habe.
Diese Form der Kommunikation scheint mir oft der Schlüssel zu sein.
Ich meine so oft die Kontrolle zu haben, dass ich alles schaffe und weiß was ich tun kann. Wenn ich aber wirklich ehrlich werde und mein kleines, ängstliches, verletzliches „Ich“ jemandem Anderen zeigen kann, und zugeben dass ich nicht weiß was zu tun ist, passiert ein Wunder.
Wenn ich mich öffne und jemandem an meinem Inneren teilhaben lasse, meine Tränen der Hilflosigkeit auf einen Zeugen treffen, werde ich klarer.
Als würden die Tränen den Dreck von der Brille spülen und plötzlich fühle ich mich besser, ich kann andere Dinge sehen. so das ich meine Liebe für Maya wieder spüren kann.
Am Abend nachdem ich die Zuhörzeit hatte war mein Erlebnis mit Maya anders. Ich konnte klar Mayas Furcht hinter ihren (gejammerten) Taten sehen. Ich konnte erkennen das ihr Gejammer und ihre Aggressionen Zeichen waren das sie Nähe und Verbindung mit mir braucht.
Ich konnte dementsprechend agieren und ihr eine liebevolle klare! Grenze setzen.
Ich konnte sie wieder in meiner Liebe halten, mit meinem offenen klaren Herzen.
Maya konnte in meinem Arm, schwitzen und kämpfen (Link: Wutanfälle und Weinattacken) und somit einiges von dieser Furcht entlasten.
Ich konnte ihre großen Gefühle halten, aber nur weil mich jemand zuvor gehalten hat (meine Zuhör- Partnerin).
Wir tun als Eltern emotionale Arbeit, somit brauchen wir emotionale Unterstützung. Zuhören und Aufmerksamkeit ist kein Luxus, es ist ein Grund-Bedürfnis. Für unsere Kinder und uns Eltern.
Ich ermuntere dich wenn du nicht mehr weiter weißt, du deine Kinder anschreist oder du dich selbst schlecht behandelst, such dir Jemanden mit dem Du sprechen und weinen kannst.
Nachdem Du die Aufmerksamkeit genießen konntest, die du verdienst und alle unglücklichen Gefühle raus sind, du deine Klarheit dadurch wieder finden kannst und dein warmes offenes Herz. Es ist immer da, dein Herz, es wartet dass du deine Tränen weinen kannst und es klar spülst.
Im Ausdruck von Gefühlen mit einer „Zuhörerin“ können wir diese unangenehme Eltern-Momente nutzen, klarer zu werden und uns aufzufüllen mit der Liebe, die wir in uns haben und können diese an unsere Kinder weitergeben.