Gibt es auf dieser Welt keine Elternteile, die sich nicht schon mal die Haare gerauft haben, weil ihr Kind nicht beim Anziehen kooperiert? Ich habe noch keine Eltern kennen gelernt.
Kennst Du das?
Hast du auch schon mal gestöhnt und warst frustriert?:
- „Aber nein mein Schatz, der Lieblingspullover ist in der Wäsche“,
- „die Hose hat doch gestern noch nicht geziept“,
- „nein du kannst im Winter nicht nackig rausgehen“.
Wir versuchen die Situation zu retten, vielleicht waschen wir den Pullover mit der Hand und schmeißen ihn in den Trockner, geben unserem Kind eine andere Hose und diskutieren mit unserer Dreijährigen stundenlang über das Wetter und das es zu kalt ist…..
Vielleicht bestechen wir unser Kind mit einer Besonderheit oder drohen mit Bestrafung.
Wir versuchen Alles sodass unser Kind nicht in Tränen ausbricht und nun endlich kooperiert.
Meiner Ansicht nach, helfen Belohnung oder Bestrafung auf lange Sicht nicht.
Ich habe meine eigene Erfahrung gemacht, mit meiner Tochter, die gerade 5 Jahre alt geworden ist.
Ich erinnere mich, als sie jünger war, war es wirklich anstrengend und zum Haare raufen.
Sie wollte beim Anziehen alles selber machen, dass war auch gut so, aber es hat immer sooooooo lange gedauert.
Manchmal wollte sie sich gar nicht anziehen, oder hat sich mit Händen und Füssen gewehrt, wenn ich ihr beim Anziehen helfen wollte.
Kinder lieben es zu lernen, sich selber anzuziehen und probieren sich aus. Zeitweise sind sie frustriert wenn alles nicht so klappt, aber letztendlich ist es ein Schritt in die Selbständigkeit.
Mir war und ist es wichtig Maya in ihrer Selbständigkeit zu unterstützen, ich habe mich bemüht Maya viele Möglichkeiten einzurichten, um ihre eigene Wahl zu treffen.
Trotz meiner eigenen Flexibilität und Geduld, gab es immer wieder Situationen, die mich unglaublich wahnsinnig gemacht haben.
Zum Beispiel Mayas „Herausforderung“ die Schuhe und Socken nicht anziehen zu wollen und stur zu bleiben, dabei in wilde Wutanfälle zu verfallen.
Was mir geholfen hat ruhig zu bleiben, war mich abends an meine „Zuhöre Partnerin“ (eine Mutter die eine abgemachte Zeit liebevoll und verständnisvoll zuhört, weder unterbricht noch Ratschläge gibt *) zu wenden. Da mal so richtig alles raus zulassen und nicht mehr so zu tun als ob ich die ruhigste, geduldigste Mutter der Welt bin.
„Ahhhhh tat das Gut einmal alles sagen zu dürfen, ohne dafür verurteilt zu werden (weder von mir, noch von Ihr).
Wenn ich ausdrücken konnte, dass ich meine Tochter manchmal würgen könnte (ich würde das natürlich nie tun) oder einfach das Haus mal ohne sie verlassen zu wollen, war eine Wohltat. So konnte ich es auch besser aushalten, wenn es 1 ½ Stunden dauert, um aus dem Haus zu gehen, nur weil sie sich nicht anziehen mochte.
Ich habe bei diesen Zuhör-Zeiten auch immer gelacht, weil es mir peinlich war, so über meine geliebte Tochter zu sprechen. Es ging mir halt in diesen Situationen so, wenn ich mich hilflos fühlte. (Hilflosigkeit und Peinlichkeit wird auch durch Lachen entladen)
Nach diesen Zuhör-Sessions ging es mir immer deutlich besser und ich konnte wieder geduldig bleiben bei Mayas Frustrations-Ausbrüchen.
Diese Zuhörzeiten haben mir geholfen zu unterscheiden, wann ich Maya ihre Wahl lassen konnte oder wann es hilfreicher war, eine liebende Grenze oder eine Erwartung zu setzen. Dann konnte ich den nächsten Protest-Tränen meiner Tochter liebevoll und präsent zuhören, bis sie wieder klarer denken konnte. Danach konnte sie selber entscheiden, dass es doch besser sei etwas anzuziehen wenn es draußen schneit.
Abgesehen von Grenzen setzen und den Tränen meiner Tochter zuzuhören, kann es extrem hilfreich sein, mit diesen herausfordernden starren und vielleicht festgefahrenen Situationen zu spielen.
Es gibt viele Spiele die meiner Tochter geholfen haben flexibel zu werden und ihre eigene Frustration über ihr „Anzieh-Lernen“ zu entladen.
Lachen im Spiel mit uns Erwachsenen, die präsent und erfreut sind, ist die beste Medizin gegen Frustration, Hilflosigkeit, Furcht, Angst und Ohnmacht bei allen Beteiligten.
Lernen geht so viel besser nach einem lustigem Spiel mit uns, wo wir diejenigen sind, die es nicht schaffen den richtigen Platz für die Socken zu finden.
- „Wo gehören die noch mal hin?
- Ahhhh , ja an die Hände richtig?…
- oder doch über die Ohren????“
Wenn Kinder sehen dass wir auch hilflos sein können (im Spiel) werden sie herzlich darüber lachen. Es heißt nicht dass sie uns weniger respektieren oder weniger als Vorbilder nehmen.
Das Gegenteil ist der Fall. Sie können sehen, dass wir Herausforderungen mit Spiel begegnen und dabei lachen können und sie somit meistern können. Denn nach einem guten Lacher geht alles besser.
Hast du das schon mal bei dir selber bemerkt?
Wenn ich Computerprobleme habe und frustriert bin geschieht es manchmal das ich spontan in Lachen ausbreche. Ich bin so unglaublich frustriert, und lache hysterisch so dass mir die Tränen an den Wangen runter laufen. Wenn ich mich beruhigt habe, bin ich wieder klarer im Denken, dann fällt mir meistens was ein um das Problem zu lösen.
Das ist bei Kindern nicht anders. Kinder sind meistens in der Position die „Hilflosen“ zu sein, diejenigen die nicht die Macht haben. Sie sind die, die noch lernen müssen und die so vieles Unbekannte in dieser großen weiten Welt erleben….
Wir können helfen, ein wenig dieser Ohnmacht entgegenzuwirken.
Wenn wir im Spiel mit ihnen weniger kompetent wirken und unsere Kinder einladen zu lachen, hilft es, das sie sich kompetent fühlen und durch das Lachen können sie sich entspannen.
Das kann ein einfaches Spiel sein
- beim Balgen, wo unser Kind uns umwirft und wir ganz überrascht sind von ihrer Stärke
- oder wir beim Abendessen mit der Gabel nicht den Mund finden….
Wann immer wir im Spiel weniger Kompetenz haben, können Kinder sich kompetent fühlen und es heilen die Wunden, die entstanden als sie sich weniger sicher waren und sich vielleicht nicht so gut gefühlt haben.
Beim morgendlichen Kleidungs-Anzieh-Kampf, können wir uns vielleicht weniger ernst nehmen und die Situation auflockern.
So etwas wie:
- „ Ahhhh du willst diese Hose nicht anziehen?
- Ahhh ,ok Hose weg“
und die Hose im hohen Bogen durchs Zimmer zu werfen. Wahrscheinlich wird dein Kind anfangen zu kichern, wenn wir bei jedem „Nein“ die Kleidung einfach wegschmeißen….
Bitte sei gewarnt ich habe dieses Spiel oft gespielt, nur wenn ich die Kraft hatte danach auszuräumen. Mir war es wichtig den Anzieh-Kampf in ein Spiel zu verwandeln und das ist mir auch gelungen.
Ich glaube es waren fünf Tage, in der ich Kleidung im Zimmer rum geschmissen habe, danach war Maya wesentlich kooperativer.
Wenn wir in machen Situationen nicht mehr der „ernste“ Elternteil sein können hilft es auch uns.
Oft ist Elternsein eine „ernste“ Angelegenheit, wenn wir mehr Spiel in unsere Leben einladen, wird das Leben leichter und wesentlich genießbarer. Denn nicht nur unsere Kinder lachen mehr, wir (die es mehr brauchen) tun es auch.
Ich lade dich ein mehr mit deinem Kind zu spielen und weniger kompetent dabei zu sein, den Clown in dir raus zulassen (über Sachen zu stolpern, hinzufallen oder dich zu erschrecken).
Das ist doch eines der schönen Dinge beim Eltern sein. Wir können albern sein ohne uns doof vorzukommen…. Das Eigene und das Lachen deines Kindes zu genießen ist doch was wir am meisten möchten. Es ist der Nebeneffekt dieser spielerischen Art in Konflikten mit Kindern. Es kommt darauf an, dass wir uns unseren Kindern näher fühlen. Eine gute nahe wundervolle Verbindung mit unseren Kindern ist das was wir uns wünschen.
Viel Spaß, ich würde mich freuen von Dir zu hören, wie es dir mit mehr Spiel im Leben ergeht…
* Zuhörzeit ist eine abgemachte Zeit zwischen Eltern (nicht der eigene Partner) die sich einander aufmerksam und unterstützend zuhören, sich Auftanken mit Aufmerksamkeit, eigene Lösungen finden, eigene Emotionen entladen, die im Weg sind unsere Kinder zu unterstützen